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Knappe Versicherungskapazitäten engen Mittelständler ein – 5 Tipps, um gute Deckungszusagen zu bekommen

  • Existenzielle Risiken für Mittelständler ohne Versicherungsschutz
  • Eigene Risikoeinschätzung durch Experten prüfen lassen
  • Risikomanagement und Prävention stärken

 

Frankfurt, 29. November 2023. Die Neuverhandlung bzw. Verlängerung (Renewal) von Industrie- und Gewerbeversicherungsverträgen für das Jahr 2024 ist in vollem Gange. Wie immer gibt es Risiken, die sich leicht eindecken oder verlängern lassen. Doch es gibt einige Faktoren, die es speziell mittelständischen Unternehmen schwer machen können, den nötigen Versicherungsschutz zu finden:

  • Risiken in den Financial Lines, insbesondere im Bereich Cyber
  • Bestimmte Branchen, insbesondere Holz- und Kunststoffverarbeitende Industrie sowie Fleischproduktion
  • Komplexe Risiken, die eine ganzheitliche Beratung im Risikomanagement erfordern

Mit Teamwork, etwas Selbstreflexion und gezielten internen Maßnahmen können Unternehmen gemeinsam mit ihren Maklern ihre Verhandlungsposition verbessern.

 

1. Maßnahmen in der IT-Sicherheit treffen, um die Deckung von Cyber-Risiken zu erleichtern

Im Bereich der Cyberdeckungen stößt eine wachsende Sensibilität für das Thema und damit steigende Nachfrage auf einen nach Jahren mit hohen Schadenquoten recht harten Markt. Die Anforderungen der Versicherer an nachgewiesene IT-Sicherheitsmaßnahmen sind deutlich gestiegen. Damit sind die Unternehmen gefordert, hinsichtlich der Risikoanalyse, den Sicherheitskonzepten und auch der Dokumentation nachzulegen.

Je nach Geschäftsfeld sind Unternehmen dabei verschiedenen Arten von Cyberrisiken ausgesetzt. Während produzierende Unternehmen ein exponiertes Risiko in Bezug auf Betriebsunterbrechung haben, haben beispielsweise Immobilienverwalter tendenziell ein größeres Datenschutz-Risiko. Die Wahl der Versicherungssumme muss sich also an den zu ermittelnden Ausfallszenarien orientieren.

 

2. Risikoeinschätzung durch Profis und Prävention gegen Ertragsausfallrisiken

Weiterhin kritisch sind Branchen mit hohen Sachschaden-Risiken, nicht zuletzt mit Blick auf (klimabedingte) Katastrophenschäden.

Darunter fallen insbesondere großschadengeneigte Betriebsarten wie zum Beispiel Sägewerke und Spanplattenherstellung, petrochemische Betriebe, Hersteller von Produkten aus geschäumten Kunststoffen, Schlacht- und Fleisch­verarbeitungsbetriebe, Recyclingunternehmen, Gießereien oder auch Galvani­sierungsbetriebe. Dabei spielen Naturgefahren eine immer größere Rolle. In Deutschland sind das insbesondere Überschwemmung, Sturm und Hagel.

Blickt man auf mögliche Schadentreiber, so ergibt sich ein immer komplexeres Zusammenspiel aus unterschiedlichen Faktoren: Die starke Auslastung und Beanspruchung von Maschinenparks sowie die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Wertkonzentration spiegeln sich in den Schaden­statistiken wider. Ein großer Schadentreiber sind auch Ertragsausfälle aufgrund gestörter Lieferketten, Ressourcenmangel oder fehlender Handwerker- und Dienstleistungskapazitäten. Diese machen bei Großschäden häufig zwei Drittel des Gesamtschadens aus.

Der Markt hat erkannt, dass man den volatilen Sach- und Ertragsausfallrisiken nicht allein mit angepassten Risikoprämien begegnen kann; vielmehr spielt das Risk Management beim Kunden eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung oder Begrenzung von möglichen Großschäden.

Schadenprävention liegt dabei auch im Interesse des Kunden selbst, um sich beispielsweise vor den wirtschaftlichen Folgen einer kritischen Betriebsunter­brechung zu schützen. Die Begleitung der Unternehmen und das Schärfen des Blicks auf das konkrete Risiko ist aber nicht allein Aufgabe der Versicherer, sondern vielmehr auch ein wichtiger Bestandteil der Maklerdienstleistung. Nur wer das Risiko versteht, kann den Kunden bei der Bewältigung und Absicherung wirklich unterstützen.

 

3. Für komplexe Risikokonstellationen Experten-Teams einsetzen

Komplexe Risiken haben schon immer eine ganzheitliche Lösung erfordert. Wachsende regulatorische Anforderungen und vernetzte Produktions­systeme erhöhen die Komplexität noch. Deshalb ist die Zusammen­arbeit verschiedener Experten erforderlich, um eine in sich stimmige Lösung ohne Deckungslücken zu wirtschaftlichen Konditionen zu finden.

Ein Beispiel aus der Cybersparte sind Energieversorger, die sich aufgrund ihrer Systemrelevanz einer besonders hohen Exponierung ausgesetzt sehen. Die Markttendenz, Deckungssummen zu reduzieren und Beiträge zu erhöhen, zwingt die Energieversorger zu einer deutlichen Verbesserung ihres IT-Reifegrades, um weiterhin wirtschaftlich sinnstiftende Versicherungs­deckungen zu erhalten.

 

4. Trendfaktor Nachhaltigkeit als Verhandlungs-Asset nutzen

Neben den „schwierigen Fällen“ gibt es aber auch Faktoren, die eine Versicherbarkeit deutlich fördern können. So ist deutlich zu bemerken, dass Versicherer Unternehmen, die „ESG-positiv“ sind, sehr gern in ihre Portfolien aufnehmen. Darin spiegelt sich die Notwendigkeit, die eigenen ESG-Strategien auch auf Seiten der Wertschöpfungskette umzusetzen und für eine positive Performance der entsprechenden KPI sorgen.

Ein Beispiel dafür sind Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Aber auch Anstrengungen von Unternehmen, ihre Produktionen nachhaltiger zu gestalten oder soziale Werte im Rahmen der Unternehmenskultur und -philosophie zu fördern, gewinnen mehr und mehr an Bedeutung.

 

5. Innovative Lösungen von erfahrenen Maklern nutzen

Im Sachversicherungsbereich zeigt sich insbesondere bei schweren Risiken ein steigender Anteil an offener Nachfrage ohne passende Deckungsangebote. Neben der Größe des Risikos und der Betriebsart, unter anderem Sägewerke mit geringem Schutzniveau, können auch Branchen mit eigentlich gut geschützten Risiken in Deckungsnot geraten, weil die Risikoselektion bestimmte Betriebsarten ausschließt. Dann sind Versicherungsmakler mit spezieller Branchenexpertise gefordert, innovative Lösungen zu finden, beispielsweise eine Splittung der benötigten Kapazitäten auf einen Grundvertrag und darüber liegende zusätzliche Deckungen. Solche, bei großen internationalen Kunden übliche Lösungen, finden sich inzwischen auch schon bei kleineren Mittelständlern.

Captives oder andere Kapitalmarktdeckungen hingegen werden im Mittelstand – anders als in der Großindustrie – noch nicht als echte Alternative wahrgenommen. Auch wenn sogenannte „virtual captives“ den Einstieg auch für kleinere Unternehmen erleichtern sollen, ist dafür viel Know-How und ein hoher Reifegrad im Risk Management innerhalb der Unternehmen erforderlich.

 

Verhandlungen kommen voran

Insgesamt läuft das Renewal in Cyber besser als im Vorjahr, weil die meisten harten Sanierungen bereits im vergangenen Renewal erledigt wurden. Zudem kommen in der Cyberversicherung neue Anbieter auf den Markt.

In der Sachversicherung als weiterem harten Markt lässt sich in den Zielbranchen der Versicherer ein Trend zu Abflachung von Mehrprämien­forderungen erkennen. Die marktweite Kapazitätsreduzierung und die Reduzierung von Zeichnungsquoten setzen sich hingegen unverändert fort. Positiv ist anzumerken, dass die Risikoträger in diesem Renewal erstmals wieder mehr Angebote für Mehrjahresverträge angeboten haben.

 

Fazit: Existenzbedrohende Engpässe vermeiden

Letztlich ist es Aufgabe der Versicherungsbranche in Zusammenarbeit mit den Kunden und den Maklern und Beratern Lösungen für alle Risiken zu finden. Das erfordert konstruktiven Dialog und manchmal auch den Mut zu neuen Lösungen, wenn Kapazitäten knapp sind. Ohne Versicherungsschutz dazustehen, kann für Mittelständler existenzbedrohend sein.

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