Innovative MRH Group fusioniert mit TROWE – Standort Alsfeld wird weiter ausgebaut
EXKLUSIV|ALSFELD. Es ist schon drei Jahrzehnte her, da trafen sich zwei Buben auf dem Alsfelder Tennisplatz, kämpften um Spiel, Satz und Sieg – erst gegeneinander, dann miteinander für den gemeinsamen Erfolg. 30 Jahre später spielen die Beiden immer noch im selben Team, allerdings in einer anderen Liga: Die Alsfelder Lars Mesterheide und Ralph Rockel gehören inzwischen zu den Top-Playern auf dem deutschen Versicherungs- und Finanzmarkt.
Ein mitentscheidendes „Match“ war die Fusion im Frühjahr 2016: die MRH Group – ursprünglich als Mesterheide GmbH gegründet – hat sich mit der Düsseldorfer TROWE Gruppe vereint und zählt damit zu den Top 10 der Industrieversicherungsmakler in Deutschland.
Bei einem Executive-Dinner im Schloss Romrod gaben sie jetzt ihren Kooperationspartnern und Lieferanten (Versicherungsunternehmen) die Fusion bekannt, machten den Weg bis zu dieser Entscheidung transparent, erläuterten ihre Werte und Ziele und vermittelten authentisch die beiden Unternehmenskulturen, die jetzt zu einer gemeinsamen werden. Bis dorthin war es ein erlebnisreicher, aufregender und visionärer Weg, auf den die beiden 40-Jährigen mit Stolz zurückblicken.
Auf Basis ihrer gewachsenen Männerfreundschaft hatten sich die Beiden Mitte der 90er Jahre dazu entschlossen, nicht nur auf dem Sand- oder Rasenplatz ein „Dreamteam“ zu werden, sondern auch im Berufsleben. 1994 machte Ralph Rockel an der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld Abitur und leistete anschließend seinen Zivildienst. Gleiches Lars Mesterheide, nur ein Jahr später. In diesem Jahr absolvierte Ralph Rockel ein Praktikum bei Mesterheides Vater, der sich als Versicherungsmakler selbstständig gemacht hatte – Rockel war sein erster Mitarbeiter.
1996 gingen beide dann gemeinsam auf die Berufsakademie Mannheim, studierten Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Versicherungswesen. Nur drei Jahre später kauften sie sich in Ulrich Mesterheides Firma als Geschäftsführende Gesellschafter ein.
Umsatzziel der neuen Holding für 2020: 40 Millionen Euro
Gegenüber der Alsfelder Brauerei stand das Haus des ehemaligen Sanitär- und Heizungsgeschäfts Gammler leer, dort zog die Mesterheide GmbH ein und kaufte es später. Noch heute – 250 Mitarbeiter und „einige“ Meilensteine später – befindet sich am selben Ort der größte Standort des inzwischen europaweit agierenden Unternehmens mit einem Umsatzziel von 40 Millionen Euro in 2020.
Ein Blick zurück: Auf einem „Frankfurter Abend“ lernten die zwei Jungunternehmer Michael Hirz kennen. „Man kam ins Gespräch, merkte schnell, man hatte die gleichen Ziele und irgendwann beschlossen wir, gemeinsame Sache zu machen“, so der Sohn des Gründers. Die Kräfte wurden gebündelt und in Frankfurt eine Zweigstelle eröffnet. „Unser damaliges Ziel war es, irgendwann mehr als fünf oder sechs Mitarbeiter zu haben“, erinnert sich Lars Mesterheide und beschreibt die anfänglichen Herausforderungen: „Unsere Ideen und Konzepte waren gut, aber uns fehlten Referenzkunden!“
Pfiffig wie sie sind, ließen sie sich dadurch nicht entmutigen, sondern suchten nach einem anderen Weg. „Wir haben uns eine Nische gesucht und dort kein Produkt von der Stange verkauft, sondern eigene Ideen entwickelt, ganz nach dem tatsächlichen Bedarf der Branche“, erläutert Mesterheide. Im Fokus damals: Die Dachdecker. Innerhalb von zwei Jahren wurden mithilfe eines Spezialkonzeptes über 200 Dachdeckerunternehmen akquiriert. So schafften sie sich eine solide Basis, von der aus sie dann nach und nach andere Branchen eroberten – immer mit maßgeschneiderten, eigenen Produkten und Lösungen.
Heute gehören große Unternehmen – beispielsweise Filialisten mit mehreren hundert Ladengeschäften in ganz Europa – große Veranstaltungszentren und Dekorationshersteller zum Kundenstamm. Auch die Absicherung großer KFZ-Flotten über ihr eigenes Produkt MCC – Motor Claim Control mit optimierter Prozessführung und Schadensteuerung, gehört zum facettenreichen Portfolio des Unternehmens. Zudem gründeten sie weitere Firmen, wie beispielsweise Biometric Underwriting GmbH, unter der sie unter anderem betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherungen ohne Gesundheitsprüfung ermöglichen.
Erfolgsrezept: Spezialisten für jede Sparte
Die Mitarbeiter der von der Mesterheide GmbH – im September 2015 erst umfirmierten in die MRH Group – unter der Geschäftsführung von Lars Mesterheide, Ralph Rockel und Michael Hirz sind Betriebswirte, Ingenieure, Juristen, Berater und Versicherungskaufleute sowie Verwaltungsfachkräfte. Jede der vielen Sparten, die die Gruppe führt, ist mehrfach mit Spezialisten besetzt.
Mit dieser Ressource an qualifizierten Mitarbeitern war und ist die MRH Group über dem Zusammenschluss mit der Trowe Gruppe hinaus ein kompetenter Ansprechpartner für Mittelstand und Industrie, aber auch für Privatpersonen. Klassische Versicherungen, Vermögens- und Kapitalanlagen, Finanzierungen, Altersversorgungen und Beratungen tätigen sie in den unterschiedlichsten Branchen. Zudem betreibt die MRH Group inzwischen eine eigene Akademie in Alsfeld und setzt damit ein klares Bekenntnis zur ständigen Aus- und Weiterbildung und für den Standort Alsfeld.
Wie damals Michael Hirz lernten die drei Geschäftsführer der MRH Group im Sommer 2014 Maximilian Trowe in London kennen. Gleiche Entwicklung wie am Frankfurter Abend, 20 Jahre später: „Man traf sich, verstand sich gut, hatte ähnliche Werte, Ziele und Vorstellungen“, erzählten Maximilian Trowe und Ralph Rockel im Schloss Romrod ihren Versicherern. Vieles sprach dafür, sich zusammenzuschließen.
„Es gab keine Not sich zu vergrößern“, erläutert Ralph Rockel beim Executive-Dinner. „Wenn überhaupt, dann nur, wenn ein klarer Mehrwert für uns und für unsere Kunden entsteht. Ein Ziel-Betriebs-Modell wurde vor der Fusion gemeinsam entwickelt und wir mussten prüfen, ob unsere Unternehmenskulturen auch wirklich zusammenpassen. Sprich, wir wollten aus 1+1 = 3 machen.“
15.000 versicherte Pferde allein in Deutschland
Rockel benannte an dem Abend im Romröder Rittersaal einige Ziele: Ergänzung und Erweiterung der Standorte, Erweiterung der Spezialisierungen, stärkere Internationalität und die professionelle Besetzung von Querschnittsfunktionen – letzteres könne man durch eine größere Personaldecke eher erreichen.
Während die MRH Group schnell gewachsen ist, entwickelte sich die 1950 gegründete Trowe Gruppe konservativ und moderat – mit den Schwerpunkten des Risiko- und Versicherungsmanagements vor allem für Industrie, Reitsport – 15.000 versicherte Pferde alleine in Deutschland – Architekten, Ingenieure und Öffentlicher Nahverkehr.
Nun der Zusammenschluss. Die neue, aus Tradition und Innovation entstandene Holding namens MRH TROWE wird ab sofort von vier gleichberechtigten Partnern geführt: Michael Hirz, Lars Mesterheide, Ralph Rockel und Maximilian Trowe. Die Unternehmensgruppe ist neben Alsfeld und Frankfurt auch mit Büros in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Fulda, Hamburg, Kassel, Kronach, München und Wien vertreten. Der Standort Stuttgart wird gerade anvisiert.
„Bei uns ist es wie in einer guten Ehe“, beschreibt Lars Mesterheide die Zusammenarbeit mit seinen Gesellschaftern. „Ralph und Michael sind beides Visionäre, die haben Ideen, entwickeln Konzepte und treiben immer mehr nach vorne. Ich – und ich denke auch Max – sind der Gegenpol und schaffen die dafür notwendigen Grundlagen. Wir ergänzen uns super!“
Der Erfolg gibt ihnen bei dieser Aufgabenteilung recht und ähnlich würden sie es auch bei ihren Mitarbeitern handhaben: „Wir setzen unsere Mitarbeiter entsprechend ihren Fähigkeiten ein und stärken ihre Stärken.“ Im Übrigen sucht die MRH Trowe Group insbesondere am Standort Alsfeld neue Mitarbeiter.
Alsfeld ist und bleibt der zentrale Standort der Holding
Ein nahes Ziel haben die vier Partner direkt vor Augen und hatten bereits für das Abendessen in ausgewählter Runde ein Impulsreferat dazu vorbereitet: Digitalisierung. Ein Thema, dass in aller Munde ist. „Wir möchten Vorreiter darin werden!“, setzt Rockel die Messlatte hoch an. Dazu gehören sowohl die Infrastruktur, Optimierung von Prozess- und Schnittstellen und auch der direkte Zugang von Kunden ins System, beispielsweise beim Schadentracking.
Eins bleibt laut Mesterheide jedoch beim Alten: „Der zentrale Verarbeitungsstandort für alle elf Niederlassungen wird Alsfeld bleiben. Alsfeld ist nicht nur der geografische Mittelpunkt, sondern gewinnt weiter an Bedeutung in der stets wachsenden Unternehmensgruppe.“
von Anja Kierblewski erschienen am 05.08.2016 www.oberhessen-live.de